Dtsch med Wochenschr 2013; 138(51/52): 2647-2652
Die geschichtliche Verwendung des Honigs als Heilmittel
Die Verwendung von Honig geht in prähistorische Zeiten zurück. Die steinzeitlichen Höhlenmalereien von La Aranas gelten als das älteste Dokument zur Geschichte des Honigs und werden auf eine Zeit um etwa 7000 v. Chr. datiert [14]. Sie belegen, dass Honig offenbar schon immer ein begehrtes Produkt war. Australische Pteroglyphen dokumentieren, dass auch die Aborigines bereits in vorgeschichtlicher Zeit den Honig von stachellosen Bienen sammelten.
In früheren Zivilisationen wurde Honig als Substanz mit magisch religiösem Charakter oder gar als Medizin angesehen [19]. Im Irak wurden Honigrezepte für Salben und Heilmittel auf Tontafeln entdeckt. Sie werden der Zeit der Sumerer um etwa 2100 v. Chr. zugeordnet und sind bis heute die ersten bekannten Schriften über Honig. Im RIG-Veda, der ältesten aller geheiligten Schriften Indiens, die auf eine Zeit zwischen 3000–2000 v. Chr. datiert wird, finden sich viele Hinweise auf Bienen und Honig. Zu dieser Zeit wurde Honig vorwiegend in Verbindung mit Feierlichkeiten und als Medizin eingesetzt. Schon etwa 1400 v. Chr. kannte man in Indien acht Honigsorten die von verschiedenen Insekten produziert und denen verschiedene medizinische Wirkungen zugesprochen wurden. Einige Honigsorten wirkten kühlend, andere wurden gegen Erkältung und Asthma, andere gegen Hautkrankheiten eingesetzt [19].
Eine therapeutische Verwendung von Honig wird um 1800 v. Chr. auch im Babylonischen Gesetzbuch, dem „Code of Hammurabi“ beschrieben. Im Talmud, dem großen Jüdischen Thesaurus um Null bis etwa 600 n. Chr. finden sich zahlreiche Hinweise für die medizinische Wirkung von Honig, wobei Honig im Gegensatz zu Wasser, Wein und Milch nicht als unrein bezeichnet wurde. Auch die Griechen kannten die medizinischen Wirkungen von Honig. Hippokrates (460–377 v. Chr.), der berühmteste Arzt der Antike und noch heute hochgeschätzte „Vater der Medizin“ benutzte Honig und Propolis als „liebste Medizin“. Der Prophet Mohammed (571–632 n. Chr.) sagt im Koran: „Honig ist ein Heilmittel für alle körperlichen Krankheiten, der Koran ist ein Heilmittel für alle Krankheiten des Geistes, deshalb empfehle ich euch beide Heilmittel, den Koran und den Honig“.
Auch im Burenkrieg und während der beiden Weltkriege wurde Honig zur Wundbehandlung und zur Vorbeugung gegen Wundinfektionen verwendet. Ein weit verbreiteter Einsatz von Honig und anderen Bienenprodukten zu medizinisch-therapeutischen Zwecken erfolgt noch heute in vielen Ländern der Dritten Welt. Honige von Melipona- und Trigona-Arten werden noch in vielen afrikanischen Ländern und bei Indiostämmen im Amazonasgebiet als Therapeutikum eingesetzt. Als altes Hausmittel gegen Erkältung und Husten genießt Honig in Tee oder Milch während der Wintermonate auch in vielen europäischen Ländern eine lange Tradition. In den „modernen“ Industrieländern werden Naturstoffe in der medizinischen Therapie jedoch oft abgelehnt, mit der Begründung, dass deren chemische Zusammensetzung variiert und somit nicht exakt definiert werden kann.
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